Moritz Oppelt MdB

"Auszubildende müssen die gleichen Vorteile wie Studierende bekommen"

Bundestagsabgeordneter Moritz Oppelt im Gespräch mit Gastronomen-Ehepaar Sandy und Christian Heß – Fachkräfte- und Personalmangel im Fokus – Mehrwertsteuer muss bei 7% bleiben

Neckargemünd. Sandy und Christian Heß führen das Restaurant „Christians Restaurant“ in Neckargemünd und sind Gastronomen mit Leib und Seele – auch wenn aktuell die Lage der Gastronomie von vielen Unsicherheiten geprägt ist. Um über diese zu sprechen, besuchte der CDU-Bundestagsabgeordnete Moritz Oppelt das Restaurant. Christian Heß ist Spieler und Mitglied in der Deutschen Fußballmannschaft der Spitzenköche & Restaurateure e.V., ein Zusammenschluss von bundesweit mehr als 55 namhaften Küchenchefs, Sterne- & Fernsehköchen, Hoteliers, Sommeliers und Restaurantleitern der Spitzengastronomie. Der Verein unterstützt mit sportlich-gastronomischen Benefizveranstaltungen wohltätige Zwecke. Der Verein macht darüber hinaus auch auf die Herausforderungen im Gastgewerbe aufmerksam.

Foto: Christine FischerFoto: Christine Fischer

Im Fokus des Gesprächs war insbesondere die Personalsituation in der Gastronomie. Sandy Heß: „Es ist unglaublich schwierig, Auszubildende zu bekommen. Das liegt auch viel an der fehlenden Anerkennung – Abitur und Studium werden als der einzige Weg zum Glück angesehen.“ Diese Einstellung habe Folgen und man entziehe dem Handwerk und dem Handel langfristig den Nachwuchs. Christian Heß ergänzte, dass dies nicht nur eine gefühlte Ungerechtigkeit sei, sondern auch spürbar für die Auszubildenden: „Während Studierende Unterkünfte in Studentenwohnheimen günstig beziehen können und solche auch vermehrt gebaut werden, müssen Auszubildende mit ihrer niedrigen Ausbildungsvergütung von durchschnittlich 650 Euro netto auf dem Wohnungsmarkt fündig werden und sich selbst verpflegen. Das ist ein absolut falsches Signal! Auszubildende müssen unterstützt werden und es müssen Anreize geschaffen werden. Günstiger oder gar kostenloser Wohnraum wäre ein guter Anfang.“ Auch Oppelt sah hier Handlungsbedarf: „Studierende und Auszubildende müssen gleichgestellt werden! Wir betonen immer, dass die Ausbildung nicht abgewertet werden darf, aber de facto wird sie es, indem wir Studierenden viele Vorteile ermöglichen, die Auszubildende nicht haben.“ 

Sandy Heß betonte, dass die Wohnsituation sich auch auf die Anwerbung ausländischer Auszubildende auswirke, denn ohne bezahlbaren Wohnraum wäre es fast unmöglich, zukünftige Fachkräfte anzuwerben. 

Sie selbst beschäftige zwei Auszubildende aus Tunesien und Tadschikistan. Nach Fachkräfteeinwanderungsgesetz müssen diese mindestens 1.000 Euro netto im Monat verdienen. Dies sei in der Ausbildung kaum möglich und so müsse eine der Auszubildenden sogar noch einen 450-Euro-Job in einem anderen Betrieb als dem

Ausbildungsbetrieb annehmen, zusätzlich zur Ausbildung die schon 39 Stunden pro Woche einnimmt. „Es geht sehr an die Substanz, dass ein junger Mensch dann permanent 48 Stunden in der Woche arbeiten muss“, so Sandy Heß. 

Ein weiteres Thema, dass das Ehepaar Heß umtreibe, sei die Mehrwertsteuer. Seit dem 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2022 gilt im Rahmen des Corona-Steuerhilfegesetzes für Speisen in der Gastronomie der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent. Christian Heß: „Die 7 % müssen dauerhaft bleiben! Sollte der Steuersatz wieder auf 19 % angehoben werden, dann herrscht wieder Steuerungerechtigkeit gegenüber beispielsweise Bäckereien oder Metzgereien, die auch Sitzgelegenheiten für ihre Kunden haben, die dann dort ihr Essen verzehren und immer nur 7 % zahlen. Wir Gastronomen beschäftigen Servicekräfte und werden dann dafür bestraft mit einem höheren Steuersatz. Gerade in der aktuellen Zeit können wir unsere Preise für die Speisen ja nicht noch weiter anheben, die Leute können es sich ja gerade schon schwer leisten, essen zu gehen.“ Auch Oppelt sah hier eine Ungerechtigkeit: „Der Steuersatz von 7 % darf nicht nur Teil eines temporären Steuerhilfegesetzes sein, sondern muss dauerhaft bleiben.“