Moritz Oppelt MdB

"Wir müssen nicht Hand in Hand gehen, aber wir müssen uns ergänzen"

Pfarrer Arul Lourdu im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Moritz Oppelt über die Zusammenarbeit von Staat und Kirche, die Bedeutung der Familie und gesellschaftliche Teilhabe

Leimen. Pfarrer Arul Lourdu begrüßte den CDU-Bundestagsabgeordneten Moritz Oppelt an Mariä Lichtmess, dem katholischen Fest, das im orthodoxen Glauben auch „Tag der Begegnung“ genannt wird. "Die Begegnung zwischen Politik und Religion liegt mir sehr am Herzen", sagte, er sehe in letzterer die „positive Opposition zur Politik“. Oppelt freute sich über die Einladung und betonte, dass die Kirche eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spiele und auch in Zukunft für die Menschen da sein müsse. Er erklärte auch, dass durch die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort die Kirche gesellschaftliche Herausforderungen direkt spüre, daher sei ihm ein Austausch mit den Geistlichen vor Ort sehr wichtig.

Foto: Christine FischerFoto: Christine Fischer

Die Seelsorgeeinheit Leimen-Nußloch-Sandhausen mit 14.000 Katholiken besteht nun seit 2011 und Lourdu kümmert sich um die Menschen, ihre Probleme und Sorgen. Viele gesellschaftliche Probleme führe er auf die Rolle der Familie zurück und betonte, dass diese gestärkt werden müsse: „Der Verfall der ‚Institution‘ Familie geht erkennbar voran. Die Wertevermittlung und die Nächstenliebe müssen wieder Platz in der Familie erhalten. Wenn Menschen keine Wurzeln haben, dann leidet darunter ihre seelische Gesundheit, insbesondere, wenn diese Entwurzelung bereits im Kindesalter stattfindet." Er sei kein Befürworter davon, Kinder so früh wie möglich in die Obhut von Kitas zu geben, sondern man müsse Frauen ermöglichen, so lange wie möglich sich Zeit für das Kind nehmen zu können, denn, so Lourdu weiter, „die Verbindung der Eltern, insbesondere der Mutter zum Kind, kann niemals ersetzt werden“. Das Gleiche gelte im Alter, denn seiner Meinung nach könne niemand die Eltern so hingebungsvoll pflegen und unterstützen, wie die eigenen Kinder. Oppelt pflichtete ihm bei: „Man muss es den Menschen ermöglichen, bestmöglich für die eigene Familie da zu sein. Von der Kindererziehung bis hin zu der Pflege der Eltern, diese Arbeit ist genauso wertvoll ein Job in einem Unternehmen. Die Leute müssen es sich aber auch leisten können und hier muss klar hingesteuert werden.“

Einen ähnlichen Ansatz sehe Lourdu auch in der Debatte um Schwangerschaftsabbrüche und den aktuell debattierten Paragraphen 219a, der das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche umfasst. Die Selbstbestimmtheit der Frau stehe hier dem Schutz des Lebens gegenüber. Seiner Meinung nach müsse man die Gründe für Schwangerschaftsbrüche besser evaluieren und hier Frauen unterstützen und ihre Ängste in Bezug auf das ungeborene Kind ernst nehmen. Lourdu, der als Pfarrer und Seelsorger auch behinderte Menschen betreue, sagte: „Ein Mensch, der für die Gesellschaft nicht produktiv ist, ist deshalb nicht weniger wert." Oppelt zeigte sich schockiert von der „Debatte rund um §219a“: „Es kann doch nicht sein, dass Mitglieder der Ampel-Koalition, wenn dieses Thema im Bundestag aufgerufen wird, jubeln und klatschen. Schließlich geht es hier um eine schwierige Abwägung.“

Ein weiteres Thema, das Lourdu sehr umtreibe, sei die wachsende Armut. Beispielsweise erhielten in der Stadt Leimen mittlerweile schon ca. 2.300 Bürgerinnen und Bürger Berechtigungsscheine der Tafel, was fast zehn Prozent der Bevölkerung ausmache. Es sei eine Schande, dass so ein großer Teil der Bevölkerung darauf angewiesen sei.

Abschließend betonte Pfarrer Lourdu, dass man den Dialog, allgemein, aber auch auf Kirche und Politik bezogen nicht scheuen dürfe: „Wir müssen nicht Hand in Hand gehen, aber wir müssen uns ergänzen.“ Laut Oppelt eine passende Metapher für das gesellschaftliche Leben in seiner Gänze.