Das Thema Wohnraum stellt Eberbach vor Herausforderungen
Eberbach. „Ich möchte Ansprechpartner für die Städte und Gemeinden in meinem Wahlkreis sein und möchte unsere Region bestmöglich in Berlin vertreten“, eröffnete Moritz Oppelt, direkt gewählter CDU-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Rhein-Neckar, das Gespräch bei seinem Antrittsbesuch bei Bürgermeister Peter Reichert in Eberbach. Um dies zu erfüllen, müsse der junge Parlamentarier wissen, wo der „Schuh drückt“. Mit Reichert saß ihm ein erfahrener Kommunalpolitiker gegenüber, denn dieser war bereits vor seinem Amtsantritt in Eberbach 2013 seit 2004 in der Gemeinde Neidenstein Bürgermeister und blickt daher auf bereits 18 Jahre Amtszeit zurück.
Reichert nannte als eine Herausforderung der Stadt Eberbach das Thema Wohnraum. Eberbach sei komplett von Wald umgeben und daher sei es kaum möglich, Neubaugebiete auszuweisen. Neben Erfolgen in der Innenentwicklung habe man, seit er im Amt sei, lediglich 43 Bauplätze geschaffen. „Das reicht nicht, um den Bedarf zu decken“, so der Bürgermeister. Das größte Potenzial, Wohnraum in der Stadt zu gewinnen, seien die vielen Leerstände. Dies sei tatsächlich ein größeres Problem, auch wenn Reichert natürlich verstehe, dass viele Immobilienbesitzer keine Motivation hätten, ihre Grundstücke, Wohnungen oder Häuser zu veräußern oder angesichts der explodierenden Rohstoffpreise diese zu sanieren. Erschwerend käme hinzu, so Oppelt, dass das aktuelle Mietrecht sehr vermieterunfreundlich sei und abschreckend auf gerade ältere Menschen wirke: „Man hört viele Albtraumgeschichten von Bekannten, die ihre Objekte vermieten und dann entscheidet man sich lieber dagegen. Man will sich im Ruhestand so ein Stress nicht wortwörtlich ‚ins Haus holen‘.“ Das Mietrecht müsse so geändert werden, dass Vermieten wieder attraktiv werde, darin waren sich Oppelt und Reichert einig.
Das Thema Wohnraum sei natürlich eng mit der aktuellen Flüchtlingssituation verbunden. Die Hilfsbereitschaft sei in Eberbach unermesslich, so der Bürgermeister. Viele Bürgerinnen und Bürger würden Flüchtlinge privat unterbringen und Reichert würde auch regelmäßig von Einwohnern kontaktiert, die helfen möchten. Reichert, dessen Familie in der Vergangenheit auch schon Flüchtlinge bei sich aufgenommen hatte, freute sich über das Engagement, erklärt den Freiwilligen aber auch immer, dass das keine Sache für ein paar Tage ist: „Wer Flüchtlinge bei sich aufnehmen möchte, muss sich im Klaren sein, dass keiner weiß, wie lange der Krieg in der Ukraine noch geht. Natürlich möchten die Menschen zurück in ihre Heimat und zu ihren Vätern und Männern, aber das geht erst, wenn es wieder sicher ist.”
Oppelt betonte ebenfalls die große Hilfsbereitschaft und dankte den vielen Ehrenamtlichen, ohne die Deutschland die Situation nicht hätte meistern können. Er forderte aber auch, dass die Bundesregierung aktiv werde, einen Krisenstab einrichte und Flüchtlinge so früh hier möglich in Deutschland registriert werden würden. Dies diene zum einen dazu, dass man Kommunen hinsichtlich der Anzahl von Personen Informationen geben könnte, so dass diese sich vorbereiten können, aber insbesondere würden diese Maßnahmen dem Schutz der Menschen dienen. Indem die Menschen nicht registrieren würden und man damit nicht wisse, wer alles in Deutschland sei, öffne man Menschenhändlern, Pädophilen und anderen Verbrechern die Tür. „Die Ukrainer, die in ihrer Heimat kämpfen und damit auch unsere Freiheit verteidigen, vertrauen uns ihre Angehörigen an. Es ist das Mindeste, dass wir alles tun, um diese Angehörigen zu beschützen”, erklärte Oppelt.