Moritz Oppelt MdB

Hinter die Kulissen der Apotheke geschaut

Moritz Oppelt MdB machte Praktikum bei der Stadt-Apotheke Walldorf – Gespräch über Herausforderungen des Berufs mit Inhaber Dietmar Sommer

Walldorf. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Moritz Oppelt absolvierte im Zuge seiner Sommertour durch seinen Wahlkreis Rhein-Neckar ein Praktikum in der Stadt-Apotheke in Walldorf. Inhaber Dietmar Sommer freute sich über das Interesse an seinem Beruf, oder wie er sagt, seiner „Berufung“. Sommer setzt sich stetig pharmazeutischen und politischen Anliegen seines Berufstandes ein und hatte Oppelt eingeladen, in seiner Apotheke mal hinter die Kulissen zu schauen.

Im Gespräch kam ein Thema auf, welches Sommer und viele seiner Kollegen sehr umtreibe:

Vor allem die aktuelle Nicht-Lieferfähigkeit von über 500 zum Teil lebensnotwendigen Arzneimitteln, die einen Mehraufwand von inzwischen über 3 Stunden pro Tag und Apotheke ohne finanzielle Vergütung bedeutet. Apotheken bekommen seit 20 Jahren die gleiche Vergütung von 3% ohne Inflationsausgleich. Zusätzlich müssen sie aber den gesetzlichen Krankenkassen seit diesem Jahr mehr Rabatt bezahlen. Man gebe den Krankenkassen beispielsweise zwei Euro Rabatt auf die Höhe der Beratungsgebühr von 8,50 EUR pro Packung, die bei allen verschreibungspflichtigen Fertigarzneimittel anfällt. In Vergangenheit seien dies 30 Cent weniger gewesen. „Auf das Jahr gerechnet kann man schon sagen, dass da in Summe eine Vollzeitstelle hätte von bezahlt werden können“, so Sommer. „Das ist gerade für kleinere Apotheken auf dem Land ruinös!“ Die erwähnte Mangelvergütung bedinge auch zum Teil den Personalmangel in der Branche.

Dazu kommen noch die zahlreichen Nullretaxationen der Krankenkassen, die vermehrt die Apotheken erreichen. Von einer Nullretaxation spricht man, wenn die Krankenkassen die Kostenübernahme der kassenärztlichen Verordnungen vollständig ablehnen und so die Kosten des abgegebenen Arzneimittels an der Apotheke hängen bleiben.

Hintergrund: Wird ein Kassenrezept in einer Apotheke eingelöst, so fallen zwar für den Versicherten, je nach Art der Verordnung, anteilig Zuzahlungen an. Die beliefernde Apotheke geht aber bezüglich der restlichen Kosten des Arzneimittels für bis zu 6 Wochen in Vorkasse.

Sommer dazu: „Eine Nullretaxation kann niemals gerechtfertigt sein. Der Patient wurde mit den vom Arzt verschriebenen Arzneimitteln versorgt und beraten. Die vollständige Verweigerung der Bezahlung des Preises des abgegebenen Arzneimittels muss verboten werden, wenn die Versicherten entsprechend der ärztlichen Verordnung versorgt wurden. Bei einfachsten Formfehlern wie dem Fehlen einer Unterschrift, Dosierung oder Dokumentation von nicht lieferbaren Arzneimitteln stehen wir mit Nichts da. Das kann dann mal schnell auch ein 5-stelliger Betrag sein!“

„Die Zukunft der Apotheken steht auf dem Spiel. Allein im Jahr 2022 haben über 450 Apotheken geschlossen und es gab nur etwas über 60 Neueröffnungen. Die Industrie ist dadurch für den Nachwuchs viel lohnender. Ich bin so aktiv für unseren Berufsstand, weil mir wohnortnahe medizinische Versorgung durch Vor-Ort-Apotheke am Herzen liegt – und diese ist gerade gefährdet“, so Sommer.

Was bei Oppelts Besuch deutlich wurde: Der bürokratische Aufwand in einer Apotheke ist enorm. Sommer habe ganze Schränke voller dicker Aktenordner. „Wir sind überreguliert durch diese Bürokratie, Dokumentation und Einhaltung sämtlicher Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Vorgaben, Auflagen und Lieferverträge. Dokumentationen an sich sind nicht falsch und oft auch richtig und notwendig, aber die Masse macht es. Besonders, wenn Personal fehlt.“ 

Während seiner diesjährigen Sommertour machte Oppelt weitere Praktika. Unter anderem sammelte er Eindrücke in der GRN-Klinik in Eberbach, in Leimen in der Zustellbasis der Deutschen Post, im EDEKA-Markt in Neckargemünd, bei der Metzgerei Pyck in Sinsheim-Steinsfurt und bei Sanitärtechniker Ralf Rüdinger in Helmstadt-Bargen. „Ich freue mich, die Sommerzeit dafür zu nutzen, intensiv Zeit in meiner Heimat, meinem Wahlkreis Rhein-Neckar, zu verbringen und mich mit den Menschen vor Ort auszutauschen“, so Oppelt. So sei er zwar auch außerhalb der Sommerwochen viel in der Region unterwegs, aber in der sitzungsfreien Zeit des Parlaments könne er den Menschen in seiner Heimat seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und zudem auch Kraft tanken für die Berlin-Wochen. „Ich sammle hier Input für meine parlamentarische Arbeit in Berlin. Nur wenn ich weiß, ‚wo den Menschen vor Ort der Schuh drückt‘, kann ich die Interessen der Bürgerinnen und Bürger meines Wahlkreises bestmöglich im Deutschen Bundestag vertreten“, so Moritz Oppelt abschließend.