"Die Branche stirbt aus, wenn Fertigkeiten und Expertise nicht weitergegeben werden"
Neckarbischofsheim. Das Unternehmen BENZ GmbH & Co. KG Baustoffe ist ein inhabergeführtes, mittelständisches Familienunternehmen des Baustofffachhandels nach der besten Tradition des Begriffs. Moritz Oppelt, CDU-Bundestagskandidat im Wahlkreis Rhein-Neckar, besuchte das Unternehmen Ende Juli, um mit den Geschäftsführern Roland Benz und Christian Schieck unter anderem über die Zukunft des Handwerks und die Bedeutung von Standortfaktoren zu sprechen.
Als Wilhelm Benz 1919 in einer Lagerhalle am Bahnhof in Neckarbischofsheim begann, Dachziegel herzustellen, konnte er nicht voraussehen, dass über 100 Jahre später unter der Leitung seines Enkels knapp 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an inzwischen sieben verschiedenen Standorten arbeiten würden. Mittlerweile ist BENZ Baustoffe ein Vollsortiment-Baustoffhandel, der alles vom Kanal bis zum Dach anbietet und sich insbesondere an Profi-Kunden ausrichtet. Roland Benz übernahm 1994 die Geschäftsführung, welche 2011 durch den Eintritt von Nina und Christian Schieck erweitert wurde. Das Unternehmen entwickle sich stetig weiter. Zu den größten Filialen gehöre nach dem Hauptstandort in Neckarbischofsheim auch der 2007 eröffnete Online-Shop benz24.de. Weitere Expansionsmöglichkeiten seien in Neckarbischofsheim ausgeschöpft, man habe aber mittlerweile weitere Standorte in Bensheim, Hemsbach, Mannheim, Neckarsulm und Hockenheim erschlossen.
Die Problematik des Fachkräftemangels im Handwerk begegnete dem Bundestagskandidaten schon bei zahlreichen anderen Unternehmensgesprächen. Roland Benz tut etwas dagegen, indem er beispielsweise anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums die „Benz Familien-Stiftung“ gründete. Diese Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, zukünftige Fachkräfte mit der Ausbildungsinitiative "Handwerk baut Zukunft" zu fördern. Man ünterstütze auch Bildungseinrichtungen in der Region, beispielsweise mit Sachspenden wie einer Tischkreissäge oder Materialien. „Es ist mir sehr wichtig, der Region etwas zurückzugeben. Wir haben schon früher das Adolf-Schmitthenner-Gymnasium unterstützt, in dem wir einen neuen EDV-Raum eingerichtet haben oder jährlich einen Förderpreis im Fach Mathematik ausschreiben“, so Benz. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten viele Aktionen der Stiftung leider verschoben werden, aber man möchte in der Zukunft weiter sehr viel dafür tun, um das Bewusstsein und den Stellenwert des Handwerks zu stärken. „Wir müssen etwas tun, denn wenn die zentralen Fähigkeiten des Handwerks nicht an nachfolgende Generationen weitergegeben werden können, dann stirbt die Branche aus“, so Schieck.
Ein weiterer Faktor, Fachkräfte für das eigene Unternehmen zu gewinnen, ist hierbei auch der Standort. „Neckarbischofsheim muss hier im Vergleich zu anderen Orten noch aufholen“, so Benz. Ein aktuelles Beispiel: Im Frühjahr hatte der einzige Supermarkt im Ort für sechs Wochen schließen müssen, was starke Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger gehabt habe. „Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Ärzte und Internetanbindung sind essenzielle Auswahlkriterien, sich in einem Ort niederzulassen“, so Oppelt. Gerade im ländlichen Raum müsse man dafür Sorge tragen, dass die Städte und Gemeinden im Wettbewerb mithalten könnten. „In der Region sind viele erfolgreiche mittelständische Unternehmen angesiedelt, aber wenn Fachkräfte nicht hierherziehen möchten, dann können diese Firmen hier nicht gehalten werden", so Oppelt weiter.